Es Reiten Die Toten So Schnell

Unweit der Friedhofsmauern versammelt Kezman, des Teufels General, unzählige reitfreudige
Ringelspielpferdchen, um sie später über die verschneiten Felder Russlands zu hetzen. Die
Bucklige weilt zum Freudenfest auf dem Erdberg vor dem rauchenden Totenpfuhl und läutet mit
einem gellenden Glockenschlag all die rührigen Toten aus ihren Gräbern, um sie an Kezmans
schnurriges Ritual zu erinnern. Der Kezman erhebt seine Stimme, ein Heer an fahrigen Reitern
tummelt sich um den Ringelspielgau und zischt sodann auf tobenden Gäulen durch die
Sümpfe, durch die Wälder und über all die verschneiten Teppiche hinweg, die der
Winter in den letzten Tagen zurückließ. "Holt dem Tod das Leben heim!", dröhnt
Kezmans Stimme von der obersten Stiege des erhabenen Erdbergs. Beharrlich verfolgt er das Treiben
der elenden Reiter, die all das einsammeln, was das Leben nicht mehr gebrauchen kann:
Lebensmüde Gerippe, die mit breiten Wundmalen und schwarzen Flecken in ihren Betten liegen;
zweitklassige Soldaten, die einen fragwürdigen Dienst geleistet hatten, aber im eisigen Frost
der Wintersnacht zu Tode kamen; erfrierende Gaukler und Spielmänner, verächtete Frauen in
wolligen Kleidern, hagere Kinder mit verhärmten Gesichtern und schimmligem Holzspielzeug, ja
kränkliche Gäule, modernde Brotsäcke und gezeichnete Marionetten, die von
großen Lederstiefeln in die harte Erde getreten wurden. Die Pferdchen hetzen und stampfen,
schnauben und grollen, die Gischt fest im Maul querfeldein im Tölt durch die tief verschneiten
Dörfer. Wie ein Treibgeschoss fährt das lärmende Geschmetter der hastenden Hufen
hinauf zum Totenacker, wo Kezman seine Leichen zählt und forsche Kommandos in all die Weiler
und Flecken der schneebedeckten Umgebung brüllt. Es reiten die Toten so schnell. Seht doch
her, sie irr'n umher!

KEZMAN

Ihr Toten, hockt auf! Hockt auf!
Hockt auf! Hockt auf!
Ihr Toten, hockt auf!
Kein Gaul hier verschnauft!

Solo Violine.

DIE BUCKLIGE

Es reiten die Toten, die elenden "Schoten",
auf ruppigen Gäulen ins teuflische Meer.

KEZMAN (DIE BUCKLIGE)

Peitscht die Pferdchen in die Sümpfe hinein!
Tobt von Teufels Acker und holt dem Tod das Leben heim!
Und holt dem Tod das Leben heim! Das Leben heim!

Solo Violine.

DIE BUCKLIGE (CHOR)

Es reiten die Toten, die närrischen Boten!

DIE BUCKLIGE

Seht doch her – sie irr'n umher!

Solo Violine.

DIE BUCKLIGE (CHOR)

Sie schnauben und grollen, ein teuflisches Wollen!

DIE BUCKLIGE

Seht bloß her – gleich seid ihr nicht mehr!

KEZMAN

Peitscht die Pferdchen in die Wälder hinein!
Tobt durch Holz und Dickicht und holt dem Tod das Leben heim!
Und holt dem Tod das Leben heim! Das Leben heim!

Solo Violine.

DIE BUCKLIGE (CHOR)

Es reiten die Toten, die närrischen Boten!
Es reiten die Gäule so geifernd und schnell!

KEZMAN

so geifernd und schnell...so geifernd und schnell...

(Kezman hält kurz inne.)

Hockt auf!

BERTRAM/DIE BUCKLIGE

Der Tod hockt am Pferdchen, die Gischt schäumt im Maul,
Er stampft immer vorwärts, der klägliche Gaul.

DIE BUCKLIGE (CHOR)

Es reiten die Toten, die närrischen Boten!

DIE BUCKLIGE

Seht doch her – sie irr'n umher!

DIE BUCKLIGE (CHOR)

Sie schnauben und grollen, ein teuflisches Wollen!

DIE BUCKLIGE

Seht bloß her – gleich seid ihr nicht mehr!

KEZMAN

Peitscht die Pferdchen in die Sümpfe hinein!
Tobt von Kezmans Acker und bringt dem Herr'n das Leben heim!
Und holt dem Herrn das Leben heim! Das Leben heim!

KEZMAN

Lauft, lauft ihr Gäule lauft!
Hetzt und stampft und schnauft!
Lauft, lauft ihr Gäule lauft!
bis ihr an eurer Gischt ersauft!

Lauft ihr Gäule, ja lauft!
Ja, ja hetzt und stampft und schnauft
bis ihr an eurer Gischt ersauft!