Blumen Von Tschandravatii, 1938

Elias Hohlberg
Sie roch so nach Tod mit dem Duft,
mit Augen (Gebein!), so finster und leer.
Sie spielte die Geige zum Tanz,
Ein Kratzen am Bund,
ein (knochiger) Ton der verstummt...

Ihr Herz war bei mir und es schwankt,
ja schwankt in der Brust...nur zart
...hin und her...

Der letzte Tanz
Wir tanzten verlacht im Saal der Eheleut,
lieb war uns jeder Totentanz.
Ihr Bouquet blieb vor Reiz und vor Duft gefeit,
lachend verlebte sie den Glanz.
Es war unser allerletzter Tanz...
er war...schlicht famos.

Elias Hohlberg
Sie tanzte im güldenen Glanz,
mit heiterer Mimik entspannt.
es fehlte das Schuhwerk ihr ganz,
das ärmliche Ding,
das indische Kind!

Ihr Herz war bei mir und es schwankt,
ja schwankt in der Brust...nur zart
hin und her

Der letzte Tanz
Wir tanzten verlacht im Saal der Eheleut,
lieb war uns jeder Totentanz.
Ihr Bouquet blieb vor Reiz und vor Duft gefeit,
lachend verlebte sie den Glanz.
Es war unser allerletzter Tanz...
er war...schlicht famos.

Eine Ungelebte Stunde, 1941

Elias Hohlberg
Mein Geist sühnt mein Leben,
er wundet auf der Suche nach dem Sinn...

Mein Boot ("Sarkophag!")
seine Anker hat gelichtet,
frei und famos,
mit 'ner Leiche in der Mitte.
Ach Hohlberg, armer Jude,
schon im Äther dunstverhangen
...bist du tot!?

Bist du tot?

Russischer Säufer
Wertes Volk einer zynischen Zeit.
wir betten ein diesen Herrn
in die Stätte des Leibs!

Elias Hohlberg
Ich habe Angst, hörst du, Angst!
Fast könnt' der Tod am Leben sein...

Hohlbergs Gewissen
Ist nicht der Ton, der Ton,
schon deinem schwarzen Gifte gleich?

Du bleichst in Deinem Bette...
Du...Du frierst in Deinem Teich!
Wer kratzt am Geigenbund?
Wer lauscht da dem Gesang?
Ach, der Tod ist fein...

Elias Hohlberg
Es ist komisch,
jetzt schon tot zu sein...

Halt' ein, halt' ein...
Hörst Du, August, hörst du, nein?
Den Ton...
das, das muss die Geige sein...
...das muss die Geige sein!

Elias Hohlberg
Der Tod ist der Lohn meines Lebens,
er ist das Gelächter zu unserem Tanz...
Er...er setzt den letzten Anker ein,
mit Liebe und Sühne der Leier zum Preis...
(Nein! Nein!)

Hier liegt ein jüdisches Leben,
mein Kamerad aus der Lemberger Zeit.
Er schläft mit seiner Puppe ein,
mit Liebe und Sühne der Leier zum Preis...

Russischer Säufer
Es starb in ein Boot eine jüdische Leich',
so weinet und klaget doch schon!

Elias Hohlberg
Ich süffle laut und trunken,
ich tränke mich am Blut.
Ein Käferlein ich aß zum Schein
was bleibt mir denn im Warten...
...auf den Tod!

RUSSISCHER SÄUFER
Na, na-na-na, na na-na-n-a!
Na, na-na-na, na na-na-n-a!

Elias Hohlberg
Ein Säufer behende verblich noch am Sarg,
bring mir mein Jude die Schaufel ins Grab!

Wer sonst fand im Garten den billigen Tod?
Das indische Mädchen, entschlafen im Schoß...

Der Messbub verfehlte das richtige Grab,
so läutet die Glocke ein jüdischer Knab'!

Kopeken ich griff aus dem lustigen Sarg,
nimm es, die Reise wird von uns bezahlt!

Elias Hohlberg (physisch Tot)
...Mein Fleisch...ist...tot!
Ist tot!!??

Es ist fein, dass ich, kalt und bleich,
im Totenschein bin doch nicht Leich
in meinem Reich...
Bin stolz verreckt, verschanzt...

Ithzak Kaufmann Und Das Bindfadencello

Elias Hohlberg
Wer hockt nun da vor meiner Leich'...
erfroren war ich, kreidebleich –
und klagt mit leidlich' Instrument...
elend, wach und doch dezent...
auf flaschengrünen Fäden...
als könnten diese mit mir...reden...

Ithzak Kaufmann
Du bliebst in meinen Klängen,
ganz träge in der Stund,
wenn Kurbeln müde murmeln
tünch' ich sie wund...

Ich zerre an den Flusen,
mit Händen aus Granit,
wo sonst nur ein Weib'
bös' Laune erspinnt.

Was blieb, das war dein Phlegma,
es röchelt wie ein Hund,
es quält' mir meine Stunde...
(vor Launen gefeit).

Ich spiele unsre Lieder,
beklage unsren Bund,
denn still und leis' dein Anker
verhärtet die Stund.

Elias Hohlberg
Ja, Ithzak, Kumpan...
was klagst du mir Tränen am Bette,
welch' Wehmut du suchst!

Hab' Dank für dein Lied,
es dröhnt hier mit bitterem Schmerz,
welch' Hoffnung es sieht!

Du klopfst an mein Boot
und schaufelst mich frei aus der Kälte
...mit frierendem Ton!

Ithzak Kaufmann
Mein Freund, du schielst mit Glanz,
nach dieser Gier, mit dieser Sucht,
ein Leben zu rauben, es froh zu glauben!

Ithzak Kaufmann
Mein Freund, du bleibst im Bund,
in dieser Stund der traurig Kund',
in diesem jüdischen Bündnis ein König!

Der Lustige Tote

Elias Hohlberg (zu seiner Marionette August)
Ein Toter ist nicht tot!
Und weißt du noch...das Leben?

Elias Hohlberg
Ich lebt' mich tot und lachte laut,
das Leben ward ein reger Kumpel.
Leidig, zäh und müd' und streng
es klopfte an mein Tod.

Elias Hohlberg (zu seiner Marionette August)
Du wunderst Dich?
Ich kratze mich.
Ein Toter ist nicht tot!?

So soll es sein,
und ich allein,
bin heute richtig froh!

Elias Hohlberg
Ich lacht' mich tot, wie wunderbar,
ich seh' mich gern als kokette Leiche.
Modrig, bleich und dürr und gar
ich hoffe auf mein End'...
(...auf mein End'?)

Epilog Aus Der Judengruft

Elias Hohlberg
Ein Dolch, das ist ein Ding, das sticht...
Doch bringt ihr mich zu Tode nicht...
Hört lieber an, den heitren Ton,
der übrig blieb von meinem Lohn...

Der Kasten, den ich drehte,
und...der das eure Land belebte...
erfror marod',
war nicht gleich tot,
in einem weißen Gärtchen dann,
wo jeder Ton nach Winter klang.

Ich weiß, dass kühn und trunken...
ich Mann der Komik war versunken,
in diese goldne Judengruft.
mit Erde reich an Leichenduft.

Ich schmunzle schon, und lache gleich,
was bin ich wert als Judenleich?

Ach...bin ich froh...
dass der Winter gar,
mein Mörder war,
und nicht ein Krieger aus dem Heer,
mit seinem tollen Schießgewehr!

So lauscht noch meinen Stücken...
Ja traut euch zu erquicken...
Denn wer in nahen Stunden wagt...
sich gar mit beiden Händen plagt,
den Deckel meiner Kiste zu verrücken,
den würde dann wohl kaum entzücken...
dass ich, Elias Hohlberg, dann...
die Kiste hier zur Leere zwang!

Mein Letztes Stück

Erzähler
Und wenn Sie einmal
die Straßen dreister Musikanten queren,
lauschen Sie doch dem Gespielten
und werfen Sie eine Münze!