Das Mädchen Im Prinzessinnenkleid

Ein Mädchen im grünen Prinzessinnenkleid hockt barfuß auf einem wackligen Stuhl vor
einer staubigen Jammertruhe, die sich in der Sudelei all der schlampigen Toten in ein furchtbares
Werkel verwandeln ließ. Um den Hals trägt das Kind eine Melodika geschnallt, in ihren
Mundwinkeln hängt eine alte Kindertrompete. Aus den gesäumten, doch löchrigen
Taschen luchsen verschiedene Plastikpfeifchen und –tröten hervor. Die Figur des "Mädchens
im Prinzessinnenkleid" versteht sich als merkwürdige Mischung aus verletzlicher Kindfrau,
morbider Musikclown und kindlicher Chansonstar und ist somit erst Gast und dann Bewohner jen'
sterbender Gegend. Vom Teufel geritten klimpert das Mädchen auf den angesäuerten Tasten
dieses Wimmerkastenpianos und starrt in die Leere der durchwegs stickigen Sumpflandschaft. Zur
selben Zeit kauert Kezman, des Teufels General, in einer Furche vor dem Ringelspielgau und dreht an
Urians Kurbel. Er holt das Kind zu den Toten.

EINLEITUNG

Das Mädchen summt und summt, klimpert und klimpert.

DER TOTMACHER (flüstert)

Komm, komm, mein Kind, des Teufels Wind entfärbt deinen salzlosen Leib.

KEZMAN

Er hascht dich zum Glück und mordet ein Stück, er macht dich zum ruchlosen Weib!

DER TOTMACHER (flüstert)

Er streichelt dein Haar und küsst unsagbar.
Mein Kindlein, so schön ist der Tod!

DER TOTMACHER
DIE BUCKLIGE

Das Mädchen im Prinzessinnenkleid, es kratzt so furchtbar am Tod.
Es huscht ganz blass in Sumpfes Gezeit und springt in den eigenen Tod.

KEZMAN (flüstert)

Der Körper wird kalt und ihr Atem verhallt!

BERTRAM, DER KNECHT
DIE BUCKLIGE

Das Mädchen im Prinzessinnenkleid vergällt in Teufels Gemach.
Es tränkt sein Kleid in die moderige Luch und stirbt ohne Zank und Gelach`!

CAMBIASSO

Du welkendes Ding, so makellos rein,
versenkst deinen eigenen Schrein.

WERKELMANN (DIE BUCKLIGE)

So klein ist der Tod, wenn er's Kindlein entdeckt,
wenn er schaukelt sein bitteres Boot.

Du, mein Fratz, gehorsames Kind,
tauchst ein in diesen Tümpel.
Dein Kleid, es nässt dich blass und fahl und dürr und klebt an dir – wie der Tod?
Du sinkst in diesem Weiher ein (Wo ist dein Händchen?).
Spürst du ihn? Er macht dich nass und kalt und blau und...hübsch!

DIE BUCKLIGE

Kindlein, so schön ist dein schmutziges Haar!
Es zappelt im dreckigen Pfuhl!
WERKELMANN (DIE BUCKLIGE)

Du, mein Fratz, ach sterbendes Kind,
hüllst ein dich in teuflischem Wind!
Dein Kleid, es nässt dich blass und fahl und dürr und klebt an dir – wie der Tod?
Du sinkst in diesem Tümpel ein (Wo ist dein Köpfchen?).
Spürst du ihn, er macht dich nass und kalt und blau und... teuflisch!

DIE SCHWARZEN PUPPEN (DIE WEISSEN PUPPEN)

Das Ding ist fort!
Das Kind ist tot!
Wo ist das Kind?

Das Kind...es lebt...bei uns!
Wo ist das Kind?

Das Kind...ist nun...bei uns!